Wie lange ist selbstständiges Leben mit Demenz zu Hause möglich?

Das hängt von Person, Umfeld und Unterstützung ab. Mit ressourcenorientierter Begleitung, angepassten Routinen und Angehörigenberatung kann das Wohnen zu Hause oft deutlich länger stabil gelingen.

Worin besteht der Nutzen der Angehörigenberatung?

Sie vermittelt Wissen, entlastet emotional und moderiert Entscheidungen in der Familie. So bleibt die Balance zwischen Sicherheit und Selbstbestimmung besser gewahrt.

Was ist der Unterschied zwischen "Unterstützung" und "Betreuung"?

Unterstützung meint punktuelle Hilfen und Anregungen, die Selbstständigkeit fördern. Betreuung umfasst zusätzlich regelmäßige Begleitung, Struktur und Kompensation dort, wo Fähigkeiten nachlassen.

Wie oft findet die Begleitung statt?

Die Frequenz richtet sich nach Bedarf und Ziel: von wöchentlichen Terminen bis zu mehreren Einsätzen pro Woche – immer so wenig wie möglich und so viel wie nötig.

Ersetzt die Betreuung ärztliche oder pflegerische Leistungen?

Nein. Wir arbeiten komplementär: medizinische Abklärung und Behandlung bleiben wichtig. Wir achten auf Veränderungen, gleichen Defizite alltagsnah aus und koordinieren bei Bedarf mit Ärzt:innen und Pflegediensten.

Demenzbetreuung zu Hause

Freundlich, alltagsnah, wirksam: Ziel ist ein Leben in den eigenen vier Wänden mit Würde, Sicherheit und möglichst viel Selbstbestimmung, Freiheit und Lebensfreude – für spürbar mehr Lebensqualität. Für Alleinlebende und Paare – mit Blick auf Entlastung der Angehörigen.

Was macht den Alltag schwer?

Betroffene

Orientierung schwankt, Entscheidungen fallen schwerer.
Unsicherheit, Angst vor Abhängigkeit – Rückzug.
Tagesablauf gerät aus dem Takt.

An- und Zugehörige

Dauerbereitschaft, Rollenverschiebung, wenig Pausen.
Zielkonflikte: schützen vs. Selbstbestimmung wahren.
Koordination auf Distanz ist anstrengend.

Unter- und Überbetreuung vermeiden

Unterbetreuung: Allein gelassen mit schwierigen Aufgaben – führt zu Fehlern, Rückzug, Unsicherheit.
Überbetreuung: Zu viel Abnahme – mindert Selbstwirksamkeit und Lebensfreude, steigert Abhängigkeit.
Stressende Unterstützung: Hektik, ungefragte Korrekturen, wechselnde Regeln. Besser: ruhige Schritte, Wahlmöglichkeiten, klare Absprachen.

Wie wir unterstützen

Wir arbeiten partizipativ und ressourcenorientiert: Entscheidungen werden gemeinsam vorbereitet, vorhandene Fähigkeiten wertgeschätzt und gestärkt.

Stabilisieren Hören/Sehen nutzen (Hörgeräte/Brille täglich prüfen); Tagesrhythmus: Trinkplan & kurzer Mittagsschlaf; Freudequellen schaffen und zu Routinen machen: Zeitungsabo, Kunst- & Naturgenuss (vor Ort/auf Papier/virtuell).
Anker finden Beginnen: die eigene Wohnung wieder vertraut und geliebt machen – Bad-Sequenz mit Piktogrammen (Zähne → Gesicht → Rasur/Creme); Kleidung: markierte Schubladen & Outfit-Sets (z. B. Wochentage); Schlüssel/Geldbörse: Schale neben der Tür.
Reablement Sprachtraining mit Musik/Gesang; Tischtennis daheim; assistierte Handwerks- oder Alltagstätigkeiten.
Kompensieren Hör- & Sehbehelfe warten und beim Nutzen unterstützen (inkl. On-Ear-Kopfhörer; kurze Übe-Impulse für Reaktion, Koordination & Sprechen – z. B. Singen); Erinnerungshilfen (Medikamente) & klare Mikrowellen-Anleitung; Tracker/Tags für Person & Gegenstände.
Beteiligen & stärken 2–3 Tagesziele gemeinsam festlegen; Vorlieben nutzen (z. B. Musik, Zeiten); Vereinbarungen sichtbar machen.
Angehörigenberatung Wochenplan & Zuständigkeiten; Frühwarnzeichen (Grün–Gelb–Rot) mit Reaktionsplan; Entlastungsinseln fix einplanen.

Leitgedanke: so viel Unterstützung wie nötig – so wenig wie möglich. Entscheidungen werden so lange wie möglich unterstützt, nicht ersetzt – freiheits- und ressourcenorientiert.

Freudequellen der Woche

Kleine Dinge, die guttun – als feste Routinen eingeplant.

Lesen/Hören: Tageszeitung oder Hörzeitung – morgens nach dem Frühstück.
Kunst & Musik: Lieblingsmusik 15 Min. täglich oder kurzer Museums-/Galerie‑Clip.
Natur: Spaziergang zur Parkbank (Mi/Fr), Balkonrunde oder Pflanzenpflege.

Bilder aus der Praxis

Ausgewählte Beispiele direkt von unserer Arbeit – passend zu Kompensieren und Freudequellen & Routinen.

Kompensieren

Musikanlage mit farblich markierten Tasten und einfacher Bild-Anleitung — Musik bedienen erleichtern: farbige Tasten + Bild-Anleitung.

Schlüsselbund und Geldbörse mit kleinen Trackern zur leichteren Wiederfindung — Tracker an Schlüssel & Geldbörse – rasch wiederfinden.

Tablet mit Stadtansicht, daneben Stadtplan: Mediennutzung leicht gemacht — Medien & Technik anpassen: Tablet/virtuelle Ausflüge mit Anleitung.

Freudequellen & Routinen

Frau riecht an Flieder im Park — Natur genießen: Parkbank & kurze Wege als feste Routine.

Frühstückstisch mit Obst, Joghurt und kleinem Radio im Hintergrund — Lesen/Hören: Zeitung & Lieblingsmusik zu fixen Zeiten.

Nahaufnahme: Perlen werden auf Draht gefädelt — Handwerken: Perlen fädeln – ruhiger Fokus, feine Motorik, Erfolgserlebnisse.

Der Nutzen – kurz & klar

Für Betroffene

Mehr Ruhe, Orientierung und Lebensfreude im Alltag.
Lebensqualität durch Selbstständigkeit, wo sie möglich ist.
Mehr Partizipation im Alltag – mit Wahlmöglichkeiten statt Pflicht.
Weniger Konflikte, mehr Zuversicht.

Für Angehörige

Entlastung durch klare Routinen und Zuständigkeiten.
Weniger Krisen durch vereinbarte Frühwarnzeichen.
Leichtere Koordination – Wochenplan, feste Ansprechpersonen.
Sicher entscheiden, ohne zu übersteuern.

So läuft es ab – in fünf Schritten

Erstgespräch (unverbindlich & kostenfrei) – Ziele, Wünsche und Situation klären.
Kurzcheck – Mobilität, Sinnesfunktionen, Stimmung, Orientierung.
Plan – 2–3 gemeinsame Alltagsziele & passende Schritte vereinbaren.
Umsetzen – Anker finden, Fähigkeiten üben (Reablement), Kompensation mit Maß.
Nachjustieren – Wirkung prüfen (alle 2–6 Wochen) und fein einstellen.

Sprechen wir miteinander

Gerne klären wir, was jetzt am meisten hilft – freundlich und ohne Druck. Das Erstgespräch ist unverbindlich und kostenfrei. Danach erhalten Sie ein schriftliches Angebot als Grundlage der Vereinbarung.